Großer Marmor-Torso eines Kiliya-Idols

Kulturraum: Westanatolien
Periode: 3500-3000 v. Chr.
Material: Marmor
Dimensionen: Höhe 13,6 cm
Preis: Verkauft
Ref: 6460
Provenienz: US-Privatsammlung. Danach Sotheby’s Auktion vom 18. Juni 1991, Los 55. Danach französische Privatsammlung.
Erhaltung: Kopf und Beine antik gebrochen. Sinter- und Wurzelspuren auf der Rückseite, woraus zu schließen ist, dass die Idole am Rücken liegend geopfert wurden. Auf der Vorderseite zwei oberflächliche Sprünge und ein Kratzer.
Beschreibung: Bedeutender und großer Torso eines weiblichen Kiliya- oder Stargazer-Idols aus Marmor. Köpfchen und zumeist kleinere Torsi wurden vor allem im nordwestlichen Kleinasien etwa in der Region Mysien gefunden. Intakte Idole sind nur rund eine handvoll erhalten, darunter der weltberühmte Stargazer aus der Sammlung Guennol. Dieser wurde 2017 bei Christie’s in New York um 14,4 Millionen Dollar versteigert, im Anschluss aber von der Türkei beansprucht. Im darauffolgenden Gerichtsstreit wurde 2021 gegen die von der Türkei gestellten Ansprüche entschieden und der Stargazer wieder Christie’s bzw. dem Einbringer zugesprochen. Unser Torso hätte in seiner Gesamtheit mit Kopf und Füßen etwa die Größe des Guennol-Stargazers. Er stammt genauso aus der Hochzeit der Kiliya-Kunst wie ein weiterer Torso aus der Al Thani Sammlung, der im Frühjahr 2022 in Paris zu sehen war. Im Katalog der Ausstellung „Les trésors de la collection Al Thani á l’Hôtel de la Marine“, Éditions du patrimoine, Centre des monuments nationaux, ist er auf den Seite 62-63 publiziert. Dabei wird darauf hingewiesen, dass es weltweit nicht mehr als ein Dutzend bekannte Kiliya-Torsi dieser Größe und Feinheit gibt. Auffallend sind die mächtigen, abgerundeten, halbrunden Schultern, die in diagonal nach oben gestreckte Arme übergehen. Das Schamdreieck ist über die gesamte Breite der ausladenden Hüfte gezeichnet. Die Beine sind anliegend und nur durch eine gravierte Linie getrennt. Das erinnert an spätere Arten der Kykladenidole in der Keros-Syros-Phase und lässt eine Datierung in die zweite Hälfte der Frühbronzezeit annehmen. Auffallend ist auch eine Bearbeitung der Rückseite, wo eine waagrechte Gesäßlinie sowie die Trennlinie der Beine eingraviert sind. Gesockelt.